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"Wüstenblume" - Von Barfuß zu High Heels

Deutsches Theater

"Wüstenblume" - Von Barfuß zu High Heels

Am 5. Oktober 2023 feierte das Musical „Wüstenblume“, welches auf der gleichnamigen Autobiografie des somalischen Models Waris Dirie basiert, seine Premiere als Gastspiel im Deutschen Theater – und wir, die Klasse 9a und die ILV 9, gemeinsam mit unserer Deutschlehrerin Frau Strauß, hatten die Ehre diesen Abend hautnah miterleben zu dürfen.

Das Stück erzählt eine inspirierende Geschichte, beginnend in einer Nomadensiedlung im ostafrikanischen Somalia, wo die 13-jährige Waris eine glückliche Kindheit mit Kamelen, Sonne und Familie lebt – bis zu dem Tag, an dem ihr Vater sie an einen alten Mann, der sich als ihr zukünftiger Ehemann vorstellt, verkaufen will. 

In der darauffolgenden Nacht flieht Waris aus ihrem Zuhause und begibt sich auf einen langen, holprigen Weg, voll mit Hindernissen, Höhen und Tiefen – und das zunächst ohne Schuhe. 

Ihre Reise führt Waris durch die Wüste, über die Hauptstadt Mogadischu bis hin nach London, wo sie bei ihrem Onkel in der somalischen Botschaft als Dienstmädchen arbeitet, jedoch das Haus nicht verlassen darf. 

Nach einigen Jahren muss ihr Onkel zurück nach Somalia, aber Waris beschließt in London zu bleiben – doch ohne Pass oder Englischkenntnisse in einer Stadt voller Fremde, bleibt ihr nichts anderes übrig, als auf der Straße zu leben und bei McDonald’s als Putzkraft zu arbeiten.

Waris’ Weg, der in letzter Zeit immer farbloser und kühler geworden ist, verwandelt sich mit einem Mal in einen bunten Teppich, als sie die aufgedrehte Londonerin Marilyn kennenlernt, die Waris bei sich aufnimmt.

In einem bewegenden Duett zwischen den beiden Frauen offenbart Waris ein Erlebnis aus ihrer Kindheit, welches bis heute Schmerzen in ihr hervorruft – die Beschneidung im Alter von drei Jahren. 

Unter weiblicher Genitalverstümmelung versteht man die Amputation oder Beschädigung der äußeren Geschlechtsorgane ohne medizinische Notwendigkeit. Dies wird vor allem aus der traditionellen Gründen, unter anderem in Teilen von Afrika wie Somalia, praktiziert, wobei nicht selten stumpfe Klingen und keine Betäubungsmittel verwendet werden. Obwohl jährlich etwa drei Millionen Mädchen unter 15 Jahren davon betroffen sind, bekommt man davon kaum etwas mit, da dieses Thema gesellschaftlich tabuisiert ist – etwas, was Waris Dirie ändern will.

Nachdem sie in London von dem Starfotografen Terence Donaldson entdeckt wird, entwickelt sie sich schlagartig zu einem der erfolgreichsten Models weltweit und arbeitet mit weltbekannten Labels wie Chanel oder Versace zusammen.

Der Weg des Nomadenmädchens ohne Schuhe, endet auf der Bühne des UN-Kongresses in pinken High Heels, wo sie all den anderen beschnittenen Mädchen, ihre Stimme gibt und gegen die Tradition der Beschneidung kämpft – und damit endet auch das Musical in tosendem Applaus.

Jetzt stellt sich nur noch eine Frage: Weshalb heißt das Stück, als auch die Romanvorlage „Wüstenblume“? Dieser Name bezieht sich auf Diries Vornamen – denn auf Deutsch bedeutet Waris „Wüstenblume“.